Page 8 - Landespolitisches Programm
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Familienpolitik:
               Wer Zukunft will, muss in Familie investieren!

               Gleichwertigkeit von elterlicher Erziehungsarbeit und außerhäuslicher Erwerbsarbeit

               Baden-Württemberg braucht eine starke, aufmerksame und positiv motivierte junge Generation, um sich
               zukunftsfähig weiterentwickeln zu können. Kinder benötigen in unserer immer komplexer werdenden
               Gesellschaft jahrelange, verantwortungsvolle Begleitung, bis sie sich sicher zurechtfinden. Sie sollen
               schon früh lernen, die politischen und gesellschaftlichen Prozesse zu erkennen, die sie und ihre sich
               rasch verändernde Welt immer umfassender bestimmen.

               Lernt ein Kind seine Eltern als anteilnehmend und kompetent schätzen, hat das positive Folgen für das
               Kind selbst, für den Familienverband und letztlich für den Zusammenhalt unter den Generationen.

               Werden Kinder außerhalb der eigenen Familie betreut und erzogen, gilt dies als wichtige Arbeit, die
               selbstverständlich bezahlt wird. Die Kosten tragen zu ca. 85 Prozent die Kommunen und das Land.
               Übernehmen aber Mutter oder Vater diese Arbeit, erhalten sie nach dem Auslaufen des Betreuungsgelds
               nichts. Wenn ein Elternteil die Kinderbetreuung übernimmt, sinkt das Familieneinkommen durch den
               Wegfall eines Gehalts, während gleichzeitig die Ausgaben mit jedem Kind steigen. Für die spätere Rente
               werden für heute geborene Kinder nur drei Jahre Betreuung als Beitragszeit angerechnet. Dies ist eine
               nicht hinnehmbare Unterbewertung der elterlichen Erziehungsarbeit. Unser Rentensystem kann nur dann
               funktionieren, wenn sowohl der finanzielle Beitrag der Erwerbstätigen als auch die Leistung der
               Erziehenden in den Familien angerechnet werden.

               Die Gesellschaft, das heißt, jede und jeder Einzelne von uns, profitiert vielfach von einer verantwortlich
               wahrgenommenen Kindererziehung. Dies wird besonders wichtig in den späten Lebensjahren der Eltern
               (ein wenig beachteter Aspekt): Mit der frühen Ausbildung stabiler emotionaler Bindungen über
               ausreichende Zuwendung werden sich Kinder eher bereitfinden, die Pflege der Eltern selbst zu
               übernehmen. Professionellem Pflegepersonal wird schon heute nicht ausreichend Zeit dazu eingeräumt.

               Unsere Gesellschaft verwendet den Begriff ´Arbeit´ ausschließlich für die außerhäusliche Erwerbsarbeit.
               Nur das selbst erzielte Einkommen schafft persönliche Unabhängigkeit. Den in den Familien Erziehenden
               wird diese Unabhängigkeit bislang vorenthalten.

               Verantwortliche Kindererziehung kann nicht irgendwie und nebenbei erledigt werden. Sie braucht gute
               Nerven, Zeit für liebevolle Zuwendung und konsequentes gemeinsames Durchstehen von Konflikten. Sie
               ist eine geldwerte Dienstleistung der Eltern für die Gesellschaft. Ihre Vernachlässigung zieht hohe
               Folgekosten nach sich.


               Die ÖDP fordert:

                  Die ihre eigenen Kinder Erziehenden dürfen weder ein ´Leistungsloses Grundeinkommen´ noch ein
                   Betreuungsgeld noch ein ´Bürgergeld´ noch einen ´Lohnersatz´ erhalten, sondern ihnen muss ein
                   steuer- und sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt mit Rentenanspruch zuerkannt werden.

               Wer ÖDP wählt, macht sich stark für die Wertschätzung elterlicher Erziehungsarbeit!


               Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit - Einrichtungen zur öffentlichen Kinderbetreuung

               Eltern müssen finanziell so gestellt werden, dass sie entscheiden können, wie und durch wen ihre Kinder
               betreut werden. Die gängige Praxis, öffentliche Gelder ausschließlich für die Bezuschussung der
               Kindererziehung in Krippen, Kindergärten, Schulen und Horten einzusetzen, diskriminiert die von
               finanziellen Zuwendungen ganz ausgeschlossene elterliche Erziehungsarbeit. Die Erziehung der Kinder
               durch die leiblichen Eltern sollte diesen wie auch der Gesellschaft als besonders wertvoll gelten. Die
               Eltern sind die natürlichsten und wichtigsten Vorbilder, die langfristig die Kinder prägen, besonders
               intensiv in den ersten drei Lebensjahren. In der frühesten Kindheit birgt die Ganztagsbetreuung die
               Gefahr, dass aufgrund der wechselnden Bezugspersonen die Beziehungsfähigkeit nur unzureichend
               entwickelt werden kann.



               Landespolitisches Programm der ÖDP Baden-Württemberg                                 Seite 8
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